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Kapelle St. Leonhard in Dingisweiler

Das Dorf Dingisweiler mit etwa 65 Einwohnern gehört kommunal zur benachbarten Marktgemeinde Ronsberg im Landkreis Ostallgäu. Warum es trotzdem zur Pfarrei Engetried gehört, die Teil der Marktgemeinde Markt Rettenbach im Kreis Unterallgäu ist? Als Ronsberg – bis dahin Filiale von Engetried – im Jahr 1816 zu einer eigenständigen Pfarrei erhoben wurde, wurde Dingisweiler nebst den Weilern Zadels und Grub bei der Pfarrei Engetried belassen, obwohl die räumliche Nähe zur neugegründeten Pfarrei etwas anderes nahelegte. Aus der Festschrift zum 500- jährigen Ortsjubiläum geht hervor, dass der „Widerstand des Ordinariats“ in Augsburg hierfür ursächlich war. Letzteres fiel auch ansonsten durch „wenig Ortskenntnis“ auf. 

So gehören tatsächlich Teile aus einem anderen Landkreis zu unserer Pfarreiengemeinschaft. Eine Besonderheit, die sich nicht allzu häufig in der schwäbischen Kirchenlandschaft findet! 

Die so genannte „Weiherkapelle“ geht auf das Jahr 1904 zurück. Zuvor gab es an der selben Stelle bereits eine Kapelle aus Holz, die damals erneuert und durch einen Steinbau ersetzt wurde. Dieser hatte ursprünglich einen hölzernen Turm, der jetzige gemauerte Turm wurde im Zuge der Kapellenerweiterung im Jahr 1960 erbaut. Geweiht ist die Kapelle den hll. Laurentius und Leonhard, wobei das Gedenken an den hl. Laurentius in Vergessenheit geraten ist. Gefeiert wird nur noch der hl. Leonhard. Sein Festtag ist der 6. November und wird jährlich in einer Abendmesse rund um dieses Datum mit einem Festgottesdienst in der Kapelle begangen. 

Der heilige Leonhard lebte ungefähr von 500 bis 560 im heutigen Frankreich. Er entstammt einem fränkischen Adelsgeschlecht und wuchs am Hof des Erzbischofs von Reims auf. 

Als junger Mann schon hatte er Mitleid mit den Gefangenen, die er regelmäßig besuchte und für die er beim König ein gutes Wort einlegte. Als ihm die Bischofswürde angeboten wurde, lehnte er ab und wurde Einsiedler bei Limoges. Einmal war er der Legende nach als Geburtshelfer tätig: über die hochschwangere Königin kamen plötzlich mitten im Wald die Wehen. Leonhard stand ihr bei und verhalf ihr zu einer guten Geburt. Als Lohn erbat er sich so viel Waldfläche, wie er in einer Nacht mit dem Esel umreiten konnte. Der König hielt Wort, und Leonhard gründete dort das Kloster Noblat. Hervorgetan hat sich der hl. Leonhard durch seine Fürsorge für die Gefangenen, weshalb seine Figur mit einer Kette dargestellt wird. Dieses Attribut hat ihm später das Patronat für das Vieh und die Pferde eingebracht, die ja ebenfalls früher mit einer Kette gefesselt waren.

Das Deckengemälde zeigt den heiligen Leonhard als Einsiedler, wie er dem Vieh und den Pferden seinen Segen spendet.