Pfarreiengemeinschaft Markt Rettenbach

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Geistliche Impulse und Gebete

Ökumenisches Friedensgebet 2024

In dir, allmächtiger Gott,
betrachten wir den Glanz der wahren Liebe.
An dich wenden wir uns vertrauensvoll.
Errette uns in deiner Gerechtigkeit und schenke uns,
dass unsere Familien und Gemeinden
Orte der Gemeinschaft und des Gebets sein können.
Wir beten für unsere Familien und Gemeinschaften,
die so viele Formen von Gewalt, Verblendung,
Ablehnung, Spaltung und Isolation erleben.
Mögen alle, die Opfer wurden,
Trost und Heilung in dir finden, o Herr des Friedens.
Sei du die Ruhe in unseren Stürmen,
die Stärke in unserer Schwäche
und das Licht in unserer Dunkelheit.
Schenke uns, Gott, deinen Frieden in Körper, Geist und Seele.

Bewahre uns vor allem, was uns Kummer, Trauer und Schmerz bereitet.
Gib uns die Kraft und Weisheit,
um die Schöpfung zu schützen –
dein Geschenk für uns.
Richte deinen barmherzigen Blick auf uns,
gib uns deinen Segen
und umgib uns mit deinem beständigen Schutz,
damit wir mit einer Stimme dein Lob singen können.
Möge deine grenzenlose Barmherzigkeit auf uns ruhen.
O Herr, erhöre uns gnädig.
Amen. 

Helen Oa, Papua Neuguinea

Zeit – ist uns geschenkt

Zeit – ist uns geschenkt – 
jeder Tag hat sein eigenes Gewicht
keinen einzigen können wir wiederholen
keinen einzigen dazufügen
zu der Zahl, die uns zugemessen ist –
köstliche Zeit – 
wir füllen sie aus
mit Freude, mit Spaß –
mit Spiel, mit Tränen –
mit Warten, mit Sehnen,
mit unendlicher Hingabe
und auch mit Geduld,
mit Zorn, mit Trauer, mit Hadern –
jeder Tag ist neu –
frisch geschenkt aus der Tiefe –
jeder Tag gehört uns
vom Morgen an:
blitzblank liegt er vor uns
was beginnen wir damit – 
wir füllen das kostbare Gefäß
mit Tätigkeit – 
vertrödeln ihn mit Lässigkeit –
wir vergeuden ihn – großzügig
und geben ihn der Vergangenheit.
Wir nehmen ihn, Gott, aus Deiner Hand –
Du misst uns an dem, was wir daraus machen:
Freude und Glück für den Nächsten – 
Kummer und Leid für den anderen:
Schuld für uns oder
unendliches Glück –
Zeit: Du schenkst sie uns immer wieder neu:
bis zum Tag aller Tage, an dem wir dir begegnen.

(Margitta Weigel)

Fürchtet euch nicht! - Gedanken zu Ostern

„Fürchtet euch nicht!“ (von Stefan Wahl)
Das ist die Osterbotschaft dieser Nacht.
Mit diesen Worten spricht der Engel die Frauen am Grab an.
Dorthin hat man Jesus nach seinem Kreuzestod gelegt.
Jetzt finden sie das Grab leer.
Fürchtet euch nicht!
Mit diesen Worten grüßt der Auferstandene die Frauen selbst.
Und dieser Wunsch gilt allen, die in all den Jahrhunderten immer wieder die Botschaft der Auferstehung gehört haben.
Denn die Angst und die Furcht sind ja nicht weniger geworden.

Es ist die gleiche Furcht,
die die Frauen und alle anderen Jünger damals erfasst hat. 
Kann das wirklich wahr sein?
Von den Toten auferstehen?
Es wäre doch zu schön! Wenn man es nur richtig glauben könnte!
Der Zweifel wohnt direkt neben dem Halleluja.
Die Osterkerze, Zeichen für Christus, Zeichen der Auferstehung, brennt, und wir sehen es gerne. 
Doch die alte vom letzten Jahr – wie oft hat sie gebrannt, 
wenn wir es gar nicht gerne gesehen haben?!
In den Trauergottesdiensten, wo sie Hoffnung geben sollte für einen Menschen, den wir aus unseren Händen in die Hände eines Größeren gehen lassen mussten.
Dann ist kein Halleluja.
Aber dieser Satz: Fürchtet euch nicht.
Der letzte Sprung ins Ungewisse, das Vertrauen in Gott ohne letzten Beweis ist das Risiko, das wir Glauben nennen.
Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben, sagt Christus.
Seid ohne Angst.
In meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen.
Fürchtet euch nicht!
Gott will unser Leben, ja ewiges Leben,
aber eines, das in seinem Sinne schon jetzt beginnt.

Wir Christen brauchen uns unserer menschlichen Angst vor dem Tod nicht zu schämen.
Aber wir sollten immer wieder versuchen, keine vor dem Leben zu haben.
Keine Berührungsängste, keine Rückzugsreservate.
Sonst können wir unser Halleluja getrost einpacken.

Noch viele Steine liegen vor selbstgemauerten Gräbern.
Manche werden weggeräumt durch Engel mit menschlichen Gesichtern,
durch ein Wort,
durch ein Lachen,
durch Weinen.
Durch die, die das „Fürchtet euch nicht“ in sich tragen und leben.

Das MISEREOR-Hungertuch in unserer Pfarrkirche

Der Künstler, Emeka Udemba, hat sein Bild als Collage aus vielen Schichten herausgerissener Zeitungsschnipsel, Kleber und Acrylfarbe aufgebaut. Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes – Schicht um Schicht hat Udemba Fragmente herausgerissen und geklebt – und etwas Neues komponiert.

Was sehen wir? Zunächst ein Meer von Rot. Rot ist eine warme Farbe voller Energie. Das Meer und unser Klima – zu warm! Rot ist aber auch die Farbe der Liebe.

Und – wir sehen einen Ball – die Erdkugel. Sie leuchtet in türkis und blau, der blaue Planet.  Sie ist wunderschön. Sie ist uns von Gott geschenkt. Und trotzdem: die Erde ist zerrissen – wie die Schnipsel, aus denen sie zusammengesetzt ist. Schwarze und rote Schnipsel lassen die Erde brüchig und verwundet aussehen.

Und dann sind da vier Hände, vier Arme. Der Form und Farbe nach gehören sie zu Menschen unterschiedlichen Geschlechts und Herkunft. Ihr Hände berühren vorsichtig die Erdkugel. Halten Sie die Kugel sicher ? Oder verliert sie die Balance? Kippt unser Klima um?

Möglicherweise ist die Botschaft auch: Gott hat die Welt in unsere Hände gelegt, auf dass wir uns um sie kümmern und sie erhalten. Fast meint man die Hände halten die Erde nicht nur, sie beten auch um Sie.

So wie die Erde ist auch das Rot nicht harmonisch, es ist unterbrochen von Schnipseln, Flecken. Alles ist Unvollkommen, nichts ist für alle Zeit fertig. Manche Schnipsel zerteilen, andere Flecken sehen aus wie Pflaster, die Heilung bringen.

Auf einzelnen Papierfetzen lassen sich Worte entziffern:

„Vom Anfang“ steht im Zentrum; wie „am Anfang war das Wort“ aus der Bibel; oder wie: „Wir stehen erst am Anfang“? oder: Anfang wie – Schöpfung.

„nachhaltig“: Eigentlich ein positives Wort, als Aufforderung, dass wir Rücksicht nehmen sollen und die Konsequenzen unsere Tuns bedenken; „nachhaltig“: ein Wort, dem sich zunehmend alles unterordnen soll, was kennen, tun und vielleicht lieben? Und deshalb schon wieder negativ besetzt?

„Tier- und Mensch“, Worte, die einerseits Fürsorge bedeuten, aber auch Nutzung, Ausnutzung. Wie bringt man das ins Gleichgewicht?

„Frauen Heldin Wissen“: Frauen sind die Heldinnen des Alltags dieser Welt; das wissen wir doch alle!

„mach was mit deinem Geld“: heißt das: lege es möglichst gewinnbringend an, koste es was es wolle? Oder heißt das: nutze dein Geld sinnvoll für dich, aber auch andere?

Genug Botschaften und Anregungen zu Gedanken also, die uns der Künstler in seinem Kunstwerk schickt. 

(Text: Thomas Hermeking)

Schweigen vor dem Herrn

Schweigen vor dem Herrn
ist mehr als nichts tun
es ist
sich ihm zuwenden.

Schweigen vor dem Herrn
ist mehr als nicht sprechen
es ist
hören

Schweigen vor dem Herrn
ist mehr als leer werden
es ist
sich erfüllen lassen

(Cäcilia Kittel)

MEDITATION ZUM JAHRESBEGINN

Das neue Jahr liegt vor uns. Unberührt wie ein weißes Schneefeld. Man sagt ja es gibt kaum noch weiße Flecken auf den Landkarten dieser Erde. Unser eigener Lebensweg führt uns jedoch in unser unentdecktes Lebens-Land.

Wir wissen nicht, wohin es uns bringen wird, welche Menschen wir kennenlernen werden. Wir stellen uns gern vor, dass unser Weg klar vor uns liegt.

Doch gleichzeitig ist uns klar, dass dies eine Illusion ist. Unser Lebensweg entsteht im Gehen, jeden Tag wieder, durch die Entscheidungen die wir treffen. Von Gott zur Freiheit berufen dürfen wir unseren eigenen Weg finden, der oft erst im Rückblick klar zu erkennen ist.

Unsere Reise in dieses unentdeckte neue Lebensjahr birgt viele Möglichkeiten, viele Entscheidungen und viele Aufgaben. Manchmal erscheinen uns die Aufgaben zu groß, zu schwer, unlösbar.

Doch wir müssen sie nicht alle auf einmal lösen. Wenn wir jeden Tag nur einen Stein wegräumen, ist am Ende der Weg frei. Wir unternehmen diese Lebensreise auch nicht allein. In solidarischer Gemeinschaft können wir uns gegenseitig Steine aus dem Weg räumen und miteinander ganz große Aufgaben erfüllen, an denen wir allein scheitern würden.

Im christlichen Sinne sind wir dazu eingeladen und aufgerufen: Gemeinschaft – liebe deinen Nächsten- wie dich selbst. Ein guter Wegweiser. Damit kommen wir nicht nur leichter voran auf unserem Weg, sondern auch sicherer und angenehmer.

 Wünsche

Ich wünsche uns eine gesegnete Reise in dieses neue Lebensjahr und gute Weggefährten.
Ich wünsche uns einen Rucksack, der immer gefüllt ist mit Dingen, die uns auf dem Weg Kraft schenken.
Ich wünsche uns Überraschungen und Staunen, und ruhige Tage, an denen wir die Füße hochlegen können.
  Ich wünsche uns Momente, in denen wir spüren: wir sind nicht allein, da ist jemand, der mit uns geht.
Und am Ende des Jahres, wenn wir unser unentdecktes Lebensland erforscht haben, wünsche ich jedem von uns Zufriedenheit.

Die O-Antiphonen

Einer „spirituell recht dürftigen, ja oft sogar hektischen Zeit vor dem Heiligen Abend“ versucht der Augsburger Bischof Dr. Bertram Meier gegenzusteuern, indem er seinen 1. Teil der Adventskatechesen zu den O-Antiphonen veröffentlicht (St.-Ulrich-Verlag Augsburg 2023). Diese wollen „in den Tagen vor Weihnachten Herz und Sinn auf das Kommen des Heilands einstimmen“. 

Die O-Antiphonen sind im Original lateinisch und sind nach ihrem ersten Laut benannt. Das „O“ ist der „hörbare Auftakt zum Gebet und damit zur Wendung nach oben“. Im folgenden eine Betrachtung der O-Antiphon vom 17. Dezember. 

Die erste O-Antiphon vom 17. Dezember lautet:

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten – die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: o komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht.

Hierzu Bischof Bertram: „Wer sich diese Gebetsanrufung zu eigen macht, signalisiert, dass er lernbereit ist. Das schließt immer auch die Bereitschaft ein, sich korrigieren und verbessern zu lassen, was, wie wir alle wissen, nicht ohne mühsam zu erwerbende Frustrationstoleranz – das spirituelle Wort dafür ist: Demut – möglich ist. Der Weg der Weisheit setzt also unbedingt Einsicht voraus und ist ohne sie nicht zu haben. Auch dann, wenn ich, was ganz natürlich ist, einige Zeit brauche, bis ich die Kränkung der Korrektur verarbeitet habe, sollte das Ziel sein, ein solches Erlebnis im Lichte meiner Beziehung zu Gott zu sehen.“ – „Keiner wird leugnen, dass es ein Zeichen von menschlicher Reife ist, einen Fehler zuzugeben bzw. anderen einen Fehler zu verzeihen. Ja, wir sprechen in Wissenschaft und Forschung von einem Klima der Fehlerfreundlichkeit, das unbedingt notwendig sei, weil sonst keine neuen Einsichten gewonnen werden können. Doch auch im menschlichen Miteinander spornt eine wohlwollende, versönliche Atmosphäre zu Freimut, größerem Vertrauen und damit auch freudiger Verantwortungsübernahme an.“

Die weiteren O-Antiphonen lauten:

O Adonai, Herr und Führer des Hauses Israel – im flammenden Dornbusch bist du dem Mose erschienen und hast ihm auf dem Berg das Gesetz gegeben: o komm und befreie uns mit deinem starken Arm! (18. Dezember)
O Spross aus Isais Wurzel, gesetzt zum Zeichen für die Völker – vor dir verstummen die Herrscher der Erde, dich flehen an die Völker: o komm und errette uns, erhebe dich, säume nicht länger! (19. Dezember)
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: o komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fessel des Todes! (20. Dezember)
O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit strahlende Sonne: o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes! (21. Dezember)
O König aller Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein, der den Bau zusammenhält: o komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet! (22. Dezember)
O Immanuel, unser König und Lehrer, du Hoffnung und Heiland der Völker: o komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Herr und unser Gott! (23. Dezember)

Zu den O-Antiphonen siehe auch einen lesenswerten Artikel auf katholisch.de.

Gebet im Advent

Gott, Quelle aller Ruhe, bewahre uns vor einem Advent, der uns unruhig und nervös macht. Hilf uns, dass wir entdecken, wie gut uns Zeiten der Ruhe und der Stille tun. Ermutige uns, daraus wieder Kraft zu schöpfen für unsere alltäglichen Aufgaben.

Gott, der du uns entgegenkommst, bestärke uns dabei, in Freud und Gelassenheit Weihnachten zu erwarten. Schenke uns ein inneres Fühlen, Schauen und Hören – damit wir offen werden für deine Zärtlichkeit, die uns im Kind von Betlehem berühren möchte.

Treuer Gott, dankbar staunen wir darüber, dass du die Größe hast, dich für uns so klein zu machen. Für deine Nähe loben und preisen wir dich. Segne uns; segne alle, die uns anvertraut sind und segne die Menschen in der ganzen Welt. Amen. 

Ralf Gössl

Gebet um den Frieden im Nahen Osten

Sende aus deinen Geist,
um das Angesicht der Erde zu erneuern!

Sende aus deinen Geist,
damit die Waffen endlich schweigen,
und das Morden bald ein Ende hat.

Sende aus deinen Geist,
der alles Böse zum Guten wendet,
der tröstet und heilt, löst und befreit!

Sende aus deinen Geist,
um die Gedanken und Schritte
auf die Wege des Friedens zu lenken!

Sende aus deinen Geist,
damit der lange Atem der Geduld
die Menschen begleite und leite!

Sende aus deinen Geist,
der uns in aller Vergesslichkeit
nachhaltig lehrt und erinnert!

Maria, du Königin des Friedens,
du hörende Vorbeterin der Kirche,
du Trösterin der Betrübten,
du Heil der Kranken, bitte für uns!

Paul Weismantel, in: Friedensgebete, camino Verlag Katholisches Bibelwerk, 2022, S. 31

November-Gedanken

Wenn ich an die Auferstehung der Toten glaube,
dann glaube ich an das Leben.

Dann glaube ich,
dass nichts tot bleibt, was wesentlich ist.
Dann glaube ich an die Auferstehung
                abgestorbener Gefühle,
                vergrabener Hoffnungen,
                verspielter Chancen,
                vertaner Möglichkeiten,
                verlorener Ideale,
                verschütteter Kräfte.

Dann glaube ich an die Lebendigkeit des Geistes Gottes,
an die Endgültigkeit des Lebendigen,
daran, dass am Ende gültig ist und nichts anderes zählt,
als die Auferstehung vom Tod hin zum Leben.

Ich erwarte, dass ich nur einmal
durch diese Welt gehe.

Deshalb will ich all das Gute,
                das ich tun kann, JETZT tun.

Und jede Freundlichkeit,
die ich einem Menschen erweisen kann,
                JETZT erweisen.

Ich will es nicht verschieben, und nicht übersehen,
                denn ich werde den gleichen Weg
                nicht zurückkommen.

(Verfasser unbekannt)

Gebet um Lebensfarben

Herr, in meinem Leben gibt es viel Alltagsgrau. Ich bitte dich um Lebensfarben in mir,damit mein Leben mit dir und den Menschen besser gelingen kann.

Herr, gib mir vom Rot der Liebe, um davon wieder austeilen zu können.

Herr, gib mir vom Orange der Wärme gegen alles Unterkühlte in meinem Herzen.

Herr, gib mir viel vom Gelb des Lichtes für die Dunkelheiten in meiner Seele.

Herr, gib mir vom Grün der Hoffnung gegen Resignation und Ausweglosigkeit.

Herr, gib mir vom Blau des Glaubens, um meine Lebensentscheidungen zu leben.

Herr, gib mir vom Violett der Buße für Wege zu Umkehr und Neuanfang.

Herr, gib mir vom Schwarz des Todes, damit ich mich einstimme auf Abschiede.

Herr, gib mir vom Weiß des Neuen, um für dich offen und bereit zu sein.

Herr, gib mir vom Braun der Erde für Beständigkeit und Ausdauer.

Herr, gib mir vom kostbaren Gold, dass ich dich als das Kostbarste ehre.

Herr, gib mir ein wenig von allen Farben, denn buntes Leben lebt sich leichter.

Herr, zeige mir ab und zu einen Regenbogen, damit ich weiß: Ich stehe inmitten der Welt,

die Deine Mitte ist. In dieser Mitte lass mich leben, heute und jeden Tag meines Lebens.

(Ursula Bittner)

Behalte die Gabel

Als der Arzt ihr mitteilte, dass sie höchstens noch drei Monate zu leben hätte, beschloss sie, sofort alle Details ihrer Beerdigung festzulegen. Zusammen mit dem Pfarrer besprach sie, welche Lieder gesungen, welche Bibelworte verlesen werden sollten und welche Kleider sie anhaben wollte.

„Und da gibt es noch eine sehr wichtige Sache! Ich will mit einer Gabel in der Hand begraben werden“, sagte sie schließlich. Der Pfarrer konnte seine Verwunderung nicht verbergen. „Mit einer Gabel? Darf ich Sie fragen, warum?“, wollte er vorsichtig wissen. „Das kann ich Ihnen erklären“, antwortete die Frau mit einem Lächeln. „Ich war in meinem Leben zu vielen verschiedenen Abendessen eingeladen. Und ich habe immer die Gänge am liebsten gemocht, bei denen diejenigen, die abserviert haben, gesagt haben: Die Gabel kannst du behalten. Da wusste ich, dass noch etwas Besseres kommen würde. Nicht nur Eis oder Pudding, sondern etwas Richtiges, Rouladen mit dunkler Soße oder etwas Ähnliches. Ich will, dass die Leute auf mich schauen, wenn ich da in meinem Sarg liege mit einer Gabel in der Hand. Da werden sie sich fragen: Was hat es denn mit der Gabel auf sich? Und dann können Sie ihnen erklären, was ich gesagt habe. Und dann grüßen Sie sie und sagen ihnen, dass sie auch die Gabel behalten sollen. Es kommt noch etwas Besseres!“

 

Kristina Reftel

Lieblingsgebet des sel. Pater Rupert Mayer (3. Nov.)

Herr, wie Du willst, soll mir gescheh’n,
und wie Du willst, so will ich geh’n,
hilf Deinen Willen nur versteh’n.

Herr, wann Du willst, dann ist es Zeit,
und wann Du willst, bin ich bereit,
heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was Du willst, das nehm‘ ich hin,
und was Du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich Dein eigen bin.

Herr, weil Du’s willst, drum ist es gut,
und weil Du’s willst, drum hab‘ ich Mut,
mein Herz in Deinen Händen ruht.

Bild: Statue von Pater Rupert Mayer in der Stiftskirche Bad Grönenbach

Heiliger Leonhard (6. November)

Tagesgebet

Barmherziger Gott,

du hast den heiligen Einsiedler Leonhard berufen,

Gefangene zu befreien

und Sünder auf den rechten Weg zu führen.

Löse uns aus den Fesseln der Sünde

und erhalte uns in der Freiheit,

zu der du uns berufen hast.

Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Gedanken eines Häftlings:

Weihnachten wirft seine Schatten voraus. Die Gesichter werden finsterer und die Nächte noch dunkler. Das Fest des Friedens rollt auf uns zu. Die Stimmung wird gereizter und mein Zellenkollege noch aggressiver. Das Fest der Freude steht vor der Tür. Mein Herz wird trauriger und der Knast noch trostloser. Mein Gott, wäre ich froh, wenn sie schon wieder vorbei wäre, die schönste Zeit des Jahres …